Markus Neumayr im Interview
Geschäftsführer der Ramsauer & Stürmer Software OG
R&S ist eines der größten privaten Software- und Beratungsunternehmen in Österreich. Am Firmenhauptsitz in Bergheim bei Salzburg entwickeln 150 SpezialistInnen Business-Software (ERP) für mittelständische Unternehmen.
Markus Neumayr stieß 1990 zum Unternehmen um das Produktionsplanungs- und Steuerungssystem für einen in Salzburg ansässigen Gewürzbetrieb zu programmieren. 1999 stieg er zum zweiten Geschäftsführer auf. Knapp 20 Jahre leitete er als geschäftsführender Gesellschafter zusammen mit Firmengründer Dr. Helmut Ramsauer die Ramsauer & Stürmer Unternehmensgruppe. Mit dem Ruhestand des Firmengründers Ende 2018, übernahm Markus Neumayr die alleinige Geschäftsführung.
Die Digitale Transformation ist Ihr Kerngeschäft – wo genau sehen Sie da momentan die größten Schwierigkeiten?
Es wird in unseren Projekten immer deutlicher, dass sich die Prozesse in den Unternehmen der Kunden und damit auch die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter gesamtheitlich anpassen müssen. Der Erfolg von großen Projekten und Transformationen hängt wesentlich von der Unterstützung der betroffenen Mitarbeiter ab. Ich halte daher ein begleitendes Change-Management für wichtig, um die Belegschaft abzuholen und den Veränderungsprozess zu begleiten.
Oft ist den Unternehmen auch nicht klar wohin die Reise gehen soll, das heißt Ziele oder Zuständigkeiten werden vorab oft nicht klar genug definiert. Damit entstehen in der Projektumsetzung nicht selten Zielveränderungen die Zeit kosten und sich auf das Budget auswirken. So ist es zum Beispiel nicht mit der Einführung eines Urlaubsworkflows oder eines digitalen Rechnungslaufes getan, es gehören auch die Vor- und Nachprozesse mit allen Verantwortlichkeiten geregelt.
Generell ist es natürlich wichtig zu definieren, was man mit der digitalen Transformation genau meint. Sind es neue Verkaufswege, bessere Informationsquellen z.B. in der Produktion (Smart Factory) oder Aufgabenverlagerungen die digitaler Unterstützung bedürfen?
Experten sagen ja, dass die Corona-Krise die Digitalisierung in Österreich um sieben Jahre beschleunigt hat; Unternehmen sahen sich gezwungen von einem Tag auf den anderen digital zu arbeiten. Wie schätzen Sie als Experte in der Branche die Situation ein?
Technisch musste sehr rasch die Möglichkeit geschaffen werden auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Ich stimme zu, dass Corona die Digitalisierung in diesem Bereich beschleunigt hat. Aber die generellen Prozesse und die Digitalisierung der Prozessketten in und zwischen den Unternehmen sehe ich nicht in diesem Ausmaß verändert. Dieser Wandel wird uns in der Zukunft beschäftigen und fordern. Es wurden und werden aktuell parallele Abläufe geschaffen die nach der Pandemie zusammengeführt werden müssen oder sich überhaupt erst langfristig ändern werden.
Hier sehe ich uns erst am Anfang stehen, weil die prozessübergreifenden Themen zwischen den Unternehmen nach wie vor nicht gelöst wurden. Es ist meiner Meinung nach aber auch der Bereich, wo die Digitalisierung in Zukunft eine große Veränderung bringen wird.
Wie kann Ramsauer & Stürmer da unterstützen?
Wir sind zwar kein globaler Player, wissen dafür aber sehr genau, was österreichische Unternehmen brauchen. Wir vereinfachen ihren Alltag mit einer integrierten Gesamtlösung von ERP-System inklusive Dokumenten-Management-System, Customer-Relationship-Management und digitalen Workflows. Damit wird die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit sehr gut unterstützt und die einzuhaltenden Kommunikations- und Freigabewege werden verbindlich eingehalten. Neben klassischen betriebswirtschaftlichen Modulen, wie Rechnungswesen, Warenwirtschaft oder Personalwesen, setzen wir auch auf innovative Features wie Künstliche Intelligenz oder Process Mining. Künstliche Intelligenz ist längst nicht mehr nur ein IT-Schlagwort. Wir setzen KI beispielsweise zum Erfassen von Eingangsbelegen ein. Das System analysiert den gescannten Beleg und wertet ihn aus – Belege können so vollautomatisiert weiterverarbeitet werden. Der Aufwand und die Fehlerquote werden damit im Vergleich zur manuellen Dateneingabe merkbar reduziert.
Stolz sind wir auch auf unsere intelligente Portallösung mit dem Namen „rs2 Enterprise Search“. Dabei handelt es sich um ein unternehmensweites Suchportal zum Auffinden von Informationen – und das „smart“ und mobil. Die Google-ähnliche Suche läuft über alle in der ERP-Suite enthaltenen Daten hinweg und berücksichtig sämtliche Resultate zum entsprechenden Suchbegriff, egal ob es sich dabei um Aufträge, Rechnungen, Dokumente im DMS oder Kundendaten handelt. Eine Zuordnung nach Kontext und ein konfigurierbares Rechtemanagement sorgen dafür, das dem User konkrete und erlaubte Suchergebnisse ausgespielt werden.
Mit diesen Tools können wir unsere Kunden in ihrem Alltag sehr gut unterstützen.
ERP-Systeme an sich gibt es ja schon länger – wo wird die Reise der ERP-Systeme in Zukunft noch hingehen?
Ich bin sicher, dass das Thema Cloud-Computing weiter an Relevanz gewinnt und sich die Lizenzierungsform für ERP-Systeme verändern wird. Außerdem werden Insel-Lösungen immer weniger und die Nutzung von prozessübergreifenden ERP-Landschaften wird steigen. Ein Beispiel dafür sind WEB-Shop-Systeme, die die Logik vom ERP-System übernehmen und Preise, Rabatte oder Logistikinformationen darstellen ohne in der Portallösung technisch nachgebaut werden zu müssen. Sie beziehen ihre Daten direkt aus dem ERP-System. Damit entfallen Redundanzen, Informationen, wie z.B. Lagerstände, stehen in Echtzeit zur Verfügung und der Mehrwert kann sofort gehoben werden.
Solche Prozessmodelle werden in der Zukunft viel automatisieren, aber das Herz in den Unternehmen bleibt weiterhin das ERP.
Was würden Sie UnternehmerInnen abschließend noch mitgeben?
Wenn wir weiter positiv denken, dann erleben wir die Veränderung als Chance – auch wenn es in einer solchen Zeit oft nicht leichtfällt. Wir gestalten mit unseren MitarbeiterInnen das Morgen und auf das freue ich mich. Technologie zeigt uns neue Wege die es zu beschreiten gilt.