Cybercrime bedroht die heimischen Webshops. Doch auch Konsumenten fühlen sich bedroht. Mit diesen Maßnahmen wird gegen die Gefahr vorgegangen.
Dr. Stephan Mayer-Heinisch
Präsident Handelsverband © Foto: Katharina Schiffl
Wir erleben derzeit den Beginn einer neuen Ära, einer neuen
Wirtschaft des vernetzten Einkaufens. Den Kern dieser Veränderungen
bildet das Internet – mit allen positiven wie negativen
Begleiterscheinungen, mit allen Chancen und Risiken für die Wirtschaft
und den Handel.
Betrug im Onlinehandel boomt
Eines der größten Risiken stellt die Kriminalität im Netz dar. 93 Prozent der rund 12.000 österreichischen Webshops setzen Maßnahmen zur Fraud Prevention ein. Damit steht Cyberkriminalität ganz weit oben auf der Liste potenzieller Bedrohungen. Ähnlich ist die Situation auf Konsumentenseite: Jeder Zweite schätzt die Gefahren von Cyberkriminalität auf dem eigenen Computer als hoch ein, besonders bei sensiblen Kontodaten ist die Angst vor einem Angriff weit verbreitet.
Doppelte Identifikation für mehr Sicherheit
Die Europäische Union hat auf die reale Bedrohung durch Onlinebetrug reagiert und in ihrer Zahlungsdienste-Richtlinie (PSD2) die sog. 2-Faktor-Authentifizierung (2FA) vorgesehen. Diese besagt, dass sich KundInnen bei Bezahlung über das Internet zumindest doppelt identifizieren müssen – etwa mittels Passwort und SMS-TAN. Das soll künftig für mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr sorgen. Ursprünglich war die Implementierung der 2FA bis 14. September 2019 vorgesehen. Die Umsetzungsfrist wurde jedoch bis 31.12.2020 verlängert, um den europäischen Händlern mehr Zeit zu geben, die technischen Vorgaben zu implementieren. Eine Herausforderung – insbesondere für KMU-Händler.
2FA: Händler befürchten höhere Kaufabbrüche
Die EU versucht mit der 2FA, einen vernünftigen Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Sicherheit vorzugeben. Viele Onlinehändler befürchten infolge der höheren Komplexität beim Bezahlen jedoch einen Anstieg der Kaufabbrüche. Andererseits agieren viele Kriminelle im Netz hochprofessionell. Darauf muss der Handel reagieren – mit ebenso professionellen Schutzmechanismen. Kompetente Dienstleister bieten hierfür Lösungen, um potenzielle Betrüger automatisiert und in Echtzeit anhand von verdächtigen Mustern identifizieren zu können.
Der Bedarf an derartigen Tools wird in den kommenden Jahren steigen, denn das Wachstum des E-Commerce schreitet in einem Tempo voran, von dem der stationäre Einzelhandel nur träumen kann. In Österreich erwirtschaften die Top 250 Onlineshops mittlerweile 3,2 Milliarden Euro jährlich im B2C-Geschäft. Damit sind die Umsätze dieser 250 Webshops im vergangenen Jahr um mehr als 16 Prozent gestiegen. Eine Stagnation ist nicht in Sicht, im Gegenteil, künftig könnte jeder dritte Euro im Handel online erwirtschaftet werden.