Patent-Profi Dr.in Hildegard Etz vom Österreichischen Patentamt erklärt im Interview wichtige Fakten zum Thema Patent, Logo und Co. – im Zusammenhang mit KMU.
Hildegard Etz
Patentprüferin und „Buddy for her“
Frau Etz, ist das Patentamt nicht eher etwas für große Unternehmen und weniger für KMU?
Etz: Ganz und gar nicht. Unsere drei Dauerbrenner heißen Patent-, Marken- und Designschutz. Und damit bieten wir für jedes Unternehmen etwas an. Jedes Unternehmen hat beispielsweise einen Namen – und den sollte es sich schützen lassen. Gerade KMU bauen ihr ganzes Standing auf einer Idee auf. Davon hängt viel ab, insbesondere bei einer Neugründung. Stellen Sie sich vor: Sie haben einen Businessplan erstellt, sich einen Produktnamen ausgedacht, eine Website designet. Alles ist fertig. Sie wollen voll durchstarten, aber plötzlich klopft eine Anwältin an Ihre Tür und sagt Ihnen: nicht mit diesem Markennamen, nicht mit diesem Logo. Das ist ein Showstopper, der vermeidbar gewesen wäre.
Und wie finde ich heraus, was für meine Waren oder Dienstleistungen das Richtige aus dem großen Angebot des Patentamtes ist?
Bei uns lautet die Devise: Fragen kostet nichts! Gerade für KMU haben wir tolle Serviceleistungen, die kostenfrei sind. Bei der Serviceleistung discover.ip, die wir in Kooperation mit dem Austria Wirtschaftsservice (aws) anbieten, können wir sogar zu Ihnen in das Unternehmen kommen, wo wir uns die besten individuellen Schutzmöglichkeiten für Ihr geistiges Eigentum genau anschauen. Gemeinsam mit Ihnen finden wir garantiert den passenden Schutz.
Und dann bekomme ich ein Patent?
Nicht immer ist bei einer Beratung das Endergebnis ein Patent. Manchmal passt der Designschutz besser, oder es bleibt bei der eingangs erwähnten Marke. Ein registriertes Logo ist sicher für jedes neue Unternehmen notwendig. Den Wirkungsradius Ihrer Marke legen Sie fest: Österreich, Europa, Übersee oder ein oder mehrere Länder Ihrer Wahl. Und: Je kreativer ein Logo ist, desto besser. Bei technischen Neuheiten, die wirklich weltweit eine Innovation darstellen, bekommen Sie ein Patent. Ich muss aber vorher überprüfen, ob die Erfindung tatsächlich global neu ist – das ist die Voraussetzung für ein Patent. Dabei ist es völlig egal, ob Ihre Idee Lowtech oder Hightech ist; also, ob Sie eine Augenbrauenschablone oder einen Satellitenantrieb erfunden haben.
Aber ein Patent oder eine Marke kostet dann schon eine Menge Geld?
Weniger als viele glauben. Eine registrierte Marke gibt es bei uns bereits ab 280 Euro. Und den ersten Schritt zum Patent haben wir besonders günstig gemacht. Eine Standardanmeldung kostet 322 Euro. Jahresgebühren sind erst ab dem 6. Jahr fällig. Es gibt auch eine Reihe von Förderungen wie zum Beispiel den Patent Scheck. Der Patent Scheck ist der perfekte Einstieg in den Erfindungsschutz! Er deckt 80 % der Kosten bis maximal 10.000 Euro, die rund um eine Patentanmeldung anfallen.
Frau Etz, Sie persönlich sind auch „Buddy for her“ im Patentamt, was ist das?
Buddy for her ist eine Rolle, die ich erst seit kurzem habe. Leider ist es so, dass gerade im Patentbereich die Frauenquote in Österreich sehr gering ist. Dabei wissen wir, dass Frauen tolle Sachen erfinden. Dennoch gibt es immer noch gesellschaftliche Hindernisse und teilweise auch Hemmschwellen, gerade wenn es um Technik geht. Die wollen wir abbauen. Daher haben wir jetzt für Frauen, die lieber mit Frauen über ihre kreativen Ideen sprechen möchten, den Service Buddy for her gestartet – 100 % frei von Mansplaining.