Die Hidden Champions von Österreich sind in höchstem Maß innovativ, überdurchschnittlich krisenfest und resilient. Doch wie schaffen es diese Unternehmen, die zu rund 80 Prozent familiengeführt sind, derart innovativ zu sein? Was macht sie so krisenfest?
Österreich mag vielleicht nicht an der Weltspitze stehen, wenn es um
Bevölkerungszahlen oder Fläche geht. Obwohl Österreich ein – im globalen
Maßstab – kleines Land ist, ist es die Heimat vieler Unternehmen, die
auf ihrem Markt ganz oben als Weltmarktführer mitspielen. Rund 200
österreichische Unternehmen können stolz von sich sagen, eine am
Weltmarkt führende Position einzunehmen, während knapp 50 weitere
Betriebe in ihrer Branche Europamarktführer sind.
Die
Julius Raab Stiftung hat sich gemeinsam mit Professor Georg Jungwirth
an der FH Campus 02, die Erfolgsfaktoren der Hidden Champions genauer
angesehen, um deren Einflussfaktoren sowie Auswirkungspotenzial
abzuschätzen und zu verstehen. Denn innovative Unternehmen sind
widerstandsfähiger und können leichter und rascher auf ihre Umwelt
reagieren. Darüber hinaus werden die Produkte verbessert, das Portfolio
vergrößert und die Kundenbindung gesteigert. Diese positiven
Eigenschaften schlagen sich natürlich auch im wirtschaftlichen Erfolg
des Unternehmens nieder. Der Innovationsbereich wird in führenden
Unternehmen oft als Kreislauf gesehen, wie einer der Befragten
beschreibt; „Der finanzielle Erfolg zahlt die Innovation und die
Innovation führt zum zukünftigen Geschäft.“
Kunden als Innovationsquelle
Neben der geförderten Innovation, die im Unternehmen selbst durch eigene Forschungsabteilungen vorangetrieben wird, zählen Kunden zur zweitwichtigsten Innovationsquelle für Unternehmen. Das hat unter anderem mit dem hohen Stellenwert der Welt- und Europamarktführer, der bei der Lösung von Kundenproblemen berücksichtigt wird, und den sich ständig verändernden Kundenbedürfnissen zu tun. Darüber hinaus wird auf der Managementebene eine hohe Impulskraft als Inputgeber beigemessen, etwa im Aufzeigen von neuen Markt- und Megatrends, die sich nicht aus der Kundenstruktur selbst ergeben. Das hat natürlich auch großen Einfluss auf die Unternehmenskultur der Betriebe, denn wenn die Geschäftsführung Innovation fordert und fördert, werden auch die MitarbeiterInnen innovativer.
Freiräume und Kommunikation als Erfolgsfaktoren
Dafür brauchen sie jedoch den nötigen Freiraum für flexibles Arbeiten und Kreativität. Eigene Ideen dürfen verfolgt werden und abstrakte Ideen sind zugelassen. Damit ist eine gewisse Risikobereitschaft sowie auch großes Vertrauen des Ideenbringers notwendig. Auch der Austausch zwischen KollegInnen und eine gute Informationspolitik fördern Innovation im Unternehmen.
Innovative Unternehmen sind widerstandsfähiger
Laut der Studie stimmt die die Mehrheit der Befragten zu, dass Unternehmen mit einer ausgeprägten Innovationskultur widerstandfähiger sind und sich besser und rascher an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen. „Wenn ich innovativ bin, beschäftige ich mich auch mit dem Markt. Ich sehe Veränderungen früher kommen. Ich glaube, dass die Unternehmen oft in der Grundstruktur nicht besser dastehen als andere, aber sie erkennen Veränderungen und Bedrohungen früher und können dementsprechend schneller darauf reagieren“, so eine befragte Unternehmerin.
Innovation muss nicht immer sein
Selbstverständlich muss sich nicht jeder Unternehmer ständig neu erfinden, Innovationskraft und auch die Notwendigkeit dazu ist sehr stark branchenabhängig. So werden beispielsweise Dienstleistungen, Handwerk und Handel als eher innovationsarme Bereiche beschrieben. Dennoch sei gesagt, dass jeder Unternehmer mit seinen Herausforderungen zu kämpfen hat und immer wieder neuen äußeren Einflüssen ausgesetzt ist. Um dabei dennoch den Erfolg des Unternehmens zu erhalten und weiter zu wachsen, sind regelmäßige Anpassungen unerlässlich.
Über die Julius Raab Stiftung
Die Julius Raab Stiftung ist einer der führenden Think-Tanks Österreichs und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Verbands für gemeinnütziges Stiften. Ihrem unternehmerischen Selbstverständnis folgend, sieht sie sich auch als „Do-Tank“. Sie will neue politische Ideen entwickeln, die Österreich positiv verändern sollen. Dabei orientieren sich die Denkansätze an den Grundwerten der Freiheit, Verantwortung, Solidarität
Marlena Bauer
Autor