Rainer Will
Geschäftsführer Handelsverband Österreich
Photo: Katharina Scheffl
Die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig eine resiliente Lebensmittelversorgung durch österreichische Betriebe ist. Gleichzeitig nimmt der Trend zum nachhaltigen Einkauf und zu regionalen Lebensmitteln zu. Um diese positive Entwicklung zu fördern, wäre eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel der logische nächste Schritt.
Laut aktuellen Zahlen von Eurostat geben die heimischen Verbraucher rund 9,7 Prozent ihres verfügbaren Haushaltsbudgets für Lebensmittel aus. Kaum eine Branche steht so sehr für gelebte Regionalität und ländliche Wertschöpfung wie der Lebensmittelhandel. Er ist das Gesicht der Wertschöpfungskette hin zum Konsumenten, bietet die größte Sortimentsbreite an heimischen Produkten und stellt mit einem Bruttoinlandsprodukt von 14,6 Milliarden Euro einen zentralen Wirtschaftsfaktor dar. Die Lebensmittelhändler stehen aber auch für Transparenz und wollen nicht, dass die Verbraucher durch fehlende oder irreführende Etiketten getäuscht werden.
Überfällige Transparenzinitiative
Dieselbe Transparenz wie im Supermarkt haben wir beispielsweise auch im Wirtshaus, in Betriebskantinen, im Krankenhaus und unsere Kleinsten im Kindergarten verdient. Der Lebensmittelhandel ist daher offen für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel, sofern diese Pflicht auch für die Gemeinschaftsverpflegung und für die Gastronomie gilt. Davon würde vor allem die österreichische Landwirtschaft profitieren, denn eine Herkunftskennzeichnung erleichtert die bewusste Entscheidung zugunsten regionaler Produkte, wodurch noch mehr hochwertige, heimische Lebensmittel zur Verarbeitung gelangen.
Natürlich sollten die finanziell angeschlagenen Gastwirte und Restaurants nicht überfordert werden. Daher wäre ein freiwilliges Zeitfenster zur Umstellung in Kombination mit Investitionsförderungen und einer dauerhaften Senkung der Gastro-Mehrwertsteuer auf 5 Prozent sinnvoll. Entscheidend ist, dass die Einführung der Herkunftskennzeichnung in enger Abstimmung mit sämtlichen Stakeholdern ausgearbeitet wird und den Betrieben ausreichend Vorlaufzeit gegeben wird. So schaffen wir das wirtschaftliche Comeback nach der Coronakrise und fördern gleichzeitig die Wertschätzung für Qualitätsprodukte „Made in Austria“.